Der Tagesspiegel

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Interpretenkarussell mit drei Damen
Konrad Latte und das BBO im Kammermusiksaal

Konrad Latte deckt mit seinem Berliner Barock Orchester nicht nur eine kaum wegzuredende Nachfrage nach der heiteren Posiüvität spätbarocker und klassischer Werke auf soüde Weise ab; er bietet auch die Möglichkeit, Interpreten kermenzulernen und zu vergleichen, über die das Urteü nicht bereits durch zahlreiche Plattenaufnahmen festgelegt ist. Im kammermusiksaal der Philharmoue diesmal drei Konzerte von Mozart

Marie Luise Neunecker wandelte beim HorakoDzert KV 495 sicher auf dem – gerade in den Werken der hochklassischen Phase schmalen – Grad zwischen konfliktfreien Nettigkeiten imd schönen Stellen. Die Weichheit der Tonbüdung und der ruhige Gang der Phrasen gaben eine leicht lyrische Ausrichtung, Das war konventioneUes Mozartspiel auf hohem Niveau.

Madeleine Caruzzo, Phühannonflterin, trog das VioUnkonzert KV 218 aait symphonischem Zug in großen stromlimenfönnigen Bogen vor, trotz starkai Vibratos ünтег behenscht, ja fast wie beiläufig. Bei entsprechender Vermarktung könnte sie j fraglos so bekaxmt sem -wie Anne-Sophie Mutter. Es steht allerdings zü;yermuten, daß sie Bach, Tschaikowsky oder Schönberg mit eben derselben Technik spielt Vor fast genau einem Jahr hatte Marieke Blankestijn dagegen unter Konrad Latte gezeigt, welcher Reichtum in den musüaUschea ZeUen der VioUakonzerte steckt, wenn man sie kleinräumiger als Singspiele ohne Worte mterpretiert.

Am interessaatesten dann Hee-Sook Aha mit dem Havierkonzert KV 271. Eine an Andras Schiff erinnernde hammerklavierhafte Trennschärfe des AnscUags, ein prononciertes Non-Legato, wunderbar metaüische TriUer,. die kontrapunküsche Ausdeutung der Begleitfiguren, das Unterlaufen tier Quadratur durch asyaunetrisehe barocke Phrasierung. Das war Mozart, vor dem Deutungshorizont emes pianistisehen Bachverstäadnisses gelesen, das hatte nicht die freundliche Wärme von Marie Luise Neuneckers, nicht die noble КйЫе von Madeleine Cairuzzos Spiel, sondern eine binigkeit, die die Distanz wahrt. Doch Teile bHeben emotional vage, unentзсЫеаеп. Ein Stück weit lag es an Nervositat, vieUeicht gebricht es aber Hee-Sook Ahn auch an der Rücksichtslosigkeit, die ein Interpret braucht, seinen eigenen An- • satz bis in die letzte Konsequenz diiichzuseteen.