Kauzige Rhythmik
Die Pianistin Heesook Ahn im Schauspielhaus
Ein herbes, eigenwilliges Talent: In ihrem Element war die Pianistin Heesook Ahn zweifellos bei ihrem Vortrag der „Davidsbündler Tänze“ von Robert Schumann im Kammermusiksaal des Schauspielhauses. Die kontrastreichen Charakterstücke, Schumans Zwiespältigkeit in den Kunstfiguren des stürmischen „Florestan“ und des verträumten „Eusebius“ symbolisierend, erhielten in kraftvollem, klanglich etwas nüchternem Zugriff klare Kontur, sparsamer Pedalgebrauch vertrieb die romantischen Nebelschleier.
Die skurrile, kauzige Rhythmik und knifflige Akkordstruktur mancher „Florestan“-Stücke („etwas hanebüchen“, „mit gutem Humor“) betonte sie noch durch eigenwillige, doch plausibel wirkende Tempogestaltung, trotzige Punktierungen und retardierende, leidenschaftlichen Fluß eher bremsende Akzente. In dieser Sperrigkeit wirkte zartes Piano um so inniger, wenn auch ein Übermaß an Anspannung noch den ganz persönlichen Ton verhinderte.
Mut zum Ungewöhnlichen bewies die junge Коreanerin, die nach ihrem Studium an der Hochschule der Künste jetzt Lehrbeauftragte an der Musikhochschule Hanns Eisler“ ist, in der gesamten Programmgestaltung. Je eine D-Dur-Sonate von Haydn und Mozart erhielten Transparenz durch fingerfertige Akkuratesse, blieben allerdings auch etwas trocken-spröde im kantablen Bereich und zuweilen willkürlich in der Dynamik. Im Chopin-Teil ragten die selten zu hörenden „Variations brillantes“ über ein Rondo von Hérold Opus 12 durch genau und differenziert ausgespielte Figurationen hervor.